Karies

Karies

Wohl jeder hatte in seinem Leben schon mit Karies zu tun. Das ist nicht verwunderlich, denn Karies ist die weltweit häufigste Zahnerkrankung. Jeder verbindet Zahnkaries automatisch mit Zahnschmerzen und dem berühmt-berüchtigten „Loch im Zahn“. Aber Karies ist viel mehr als das – unbehandelt kann sie den ganzen Körper bedrohen. Was steckt eigentlich hinter dieser unterschätzten Zahnerkrankung und wie sieht eine erfolgreiche Prophylaxe aus?

Was genau ist Zahnkaries?

Karies ist die Abwandlung des lateinischen Begriffs Caries, der für Fäulnis steht. Umgangssprachlich wird die bakterielle Zahnerkrankung daher auch als „Zahnfäule“ bezeichnet. Was den Kern der Sache schon recht gut trifft – denn bestimmte Bakterien lösen den Zahn durch Zersetzungsprozesse förmlich auf. Bei diesem langwierigen Vorgang bauen sich zunächst der Zahnschmelz und dann auch die Zahnsubstanz kontinuierlich ab – es entsteht das berühmte „Loch im Zahn“. Unbehandelt führt Karies zur Zerstörung und damit zum Verlust des Zahns und damit einhergehend zu Zahnschmerzen. Wird der Karies nicht rechtzeitig behandelt, kann die Entzündung auch auf den Kieferknochen, benachbarte Zähne und das Zahnfleisch übergreifen.

Ursachen und Auslöser

Als Auslöser der Karies gelten Streptokokken, Laktobazillen und Candidapilze. Diese Keime sind auch im gesunden Mundraum angesiedelt. Als Teil der Mundflora erfüllen sie dort eine wichtige Aufgabe – sie fungieren als Gesundheitspolizei: Die Keime wehren von außen eintretende, schädliche Krankheitserreger ab. Durch nachlässige Mundhygiene bekommen die natürlichen Keime der Mundflora die Chance, sich ungezügelt zu vermehren und schädliche Wirkungen zu entfalten. Die Mundflora gerät aus dem Gleichgewicht und Krankheiten wie Karies können ausgelöst werden.

Zahnkaries wird durch Bakterien auf den Zahnbelägen (Plaque) und im Zahnstein ausgelöst, die Zuckerbestandteile aus unserer Nahrung zu schädlichen Säuren zersetzen, welche wiederum den Zahnschmelz angreifen. Der Zahnschmelz liegt wie eine schützende Schicht über der Zahnsubstanz. Ist er einmal zerstört, bildet die entstandene Öffnung eine Eintrittspforte für Krankheitskeime – Bakterien können ungehindert bis zur Zahnsubstanz vordringen und dort ihr zerstörerisches Werk beginnen. Spätestens dann verursacht Karies Schmerzen.

Zwar sind letztlich Bakterien für die Entstehung von Karies verantwortlich – doch nur, wenn wir ihnen durch unzureichendes Zähneputzen die Chance dazu geben. Dies verdeutlicht, welch bedeutende Rolle Prophylaxe durch gründliche Mundhygiene sowie die professionelle Zahnreinigung beim Zahnarzt spielen, bei der Plaque und Zahnstein entfernt werden.

Natürlich kann Zähneputzen niemals alle Bakterien vollständig beseitigen, aber es sorgt für eine funktionierende Mundflora, bei der ein Gleichgewicht zwischen gesunden und schädlichen Keimen herrscht. Das Kariesrisiko sinkt durch gründliches Zähneputzen deutlich.

Gerade eine ungesunde zuckerreiche Ernährung kann zur Entwicklung der Karies beitragen. Wenn wir zu viele Süßigkeiten und Süßgetränke zu uns nehmen, schaffen wir optimale Bedingungen für die Karieserreger. Wir bieten damit den Keimen beste Voraussetzungen für einen Säureangriff auf unseren Zahnschmelz.

Karies - Ursachen und Auslöser

Karies – keine Frage des Alters

Karies kann jeden treffen – vom Säugling und Kleinkind über den Jugendlichen und Erwachsenen bis hin zum alten Menschen. Allerdings zeigt sich die Zahnerkrankung je nach Altersgruppe in unterschiedlichen Facetten.

Bei Säuglingen und Kleinkindern tritt Zahnkaries vorwiegend an den Schneidezähnen auf. Das hat damit zu tun, dass die Vorderzähne über die Flasche häufig mit gesüßten und fruchtsäurehaltigen Getränken umspült werden. Deshalb ist diese Kariesform auch als Nuckelflaschenkaries bekannt.

Bei Kindern und Jugendlichen entsteht Karies hauptsächlich auf den Kauflächen, die besonders bei Milchzähnen stark gefurcht sind. So können sich bei unzureichender Mundhygiene leicht Speisereste festsetzen, die ein idealer Nährboden für Bakterien sind. Zudem ist der Zahnschmelz in jungen Jahren weniger hart und widerstandsfähig − nicht umsonst besitzen die meisten Menschen Plomben, die an einen Kariesbefall aus Kinder- und Jugendtagen erinnern.

Im Erwachsenenalter sind besonders die Zahnzwischenräume und der zahnfleischnahe Bereich an den Backenzähnen von Kariesbefall bedroht. Hier bildet sich bei flüchtigem Zähneputzen besonders schnell Plaque, die irgendwann mineralisiert und zu Zahnstein wird. Wird der nicht regelmäßig bei einer professionellen Zahnreinigung entfernt, finden Bakterien beste Voraussetzungen vor, sich ungehindert zu vermehren. Bei Menschen in der zweiten Lebenshälfte entwickelt sich Karies meist an den Zahnhälsen am Saum des Zahnfleischs. Das hat damit zu tun, dass bei vielen älteren Menschen das Zahnfleisch zurückgeht und die zuvor bedeckten Zahnhälse freiliegen. Da die schützende Schmelzschicht hier wesentlich dünner ist, bieten die Zahnhälse eine Angriffsfläche für Kariesbefall. Diese Form der Karies ist auch als Wurzelkaries bekannt.

Therapie

Karies - Therapie

Sind noch keine Löcher in der Zahnschmelzschicht vorhanden, können eine professionelle Zahnreinigung sowie eine Remineralisierung der entkalkten weißen Stellen zum Erfolg führen. Voraussetzung ist eine gründlich durchgeführte Mundhygiene. Hier wird nach jeder Mahlzeit Zähneputzen mit einer fluoridhaltigen Zahnpasta empfohlen.

Ist der Zahnschmelz geschädigt oder sind bereits Löcher entstanden, ist ein Aufbohren der betroffenen Zahnbereiche erforderlich, um den Krankheitsherd und die Entzündung zu entfernen. Zunächst verschafft sich der Zahnarzt einen Überblick, wie weit die Zahnsubstanz bereits von den Karieserregern zerstört ist.

Im nächsten Schritt wird die befallene Zahnsubstanz schmerzfrei unter örtlicher Betäubung ausgebohrt. Der Zahnarzt säubert und desinfiziert das entstandene Loch und versieht den Hohlraum anschließend mit einer Füllung. Sie stabilisiert den Zahn und verhindert, dass erneut Bakterien eindringen. Diese Füllungen können aus Kunststoff, Metalllegierungen oder Keramik bestehen; auch Amalgam kommt weiterhin zum Einsatz, da es langlebig und kostengünstig ist.

Sollte der kariöse Prozess bereits bis in die Tiefe der Zahnwurzel vorgedrungen sein und starke Zahnschmerzen verursachen, ist eine Wurzelbehandlung erforderlich. Erst wenn die feinen Wurzelkanäle bakterienfrei und verschlossen sind, kann eine Füllung eingebracht werden. Mitunter ist die Zerstörung der Zahnsubstanz so weit fortgeschritten, dass die Zahnstabilität auch mit einer Füllung nicht wiederherzustellen ist. Dann kommt eine Versorgung mit Inlays, Onlays oder einer Krone infrage, die einen Teil des Zahns ersetzen. Selten kann auch das Entfernen des Zahns sinnvoll sein – im Zweifelsfall ist jedoch der Zahnerhalt stets vorzuziehen.

Manchmal tritt Zahnkaries auch unter einer eingebrachten Füllung auf. Diese sogenannte Sekundärkaries entwickelt sich, wenn Krankheitserreger trotz Füllung ihren Weg in die Zahnsubstanz gefunden haben. Nach Jahren bilden sich mitunter zwischen Füllung und Zahn winzige Zwischenräume, die für mikroskopisch kleine Bakterien kein Hindernis sind. In diesem Fall muss die Füllung entfernt, gereinigt und durch eine neue ersetzt werden.

Symptome und Krankheitsverlauf

Zahnkaries beginnt unauffällig und verursacht zunächst keine Schmerzen, daher wird sie im Anfangsstadium häufig übersehen. Auf den Zahnoberflächen bilden sich vereinzelt kalkig weiße Flecken (White Spots), die auf eine Entkalkung der Zahnschmelzschicht hinweisen. Bei diesem Prozess werden Mineralien wie Calcium aus dem Schmelz herausgelöst. Die harte Zahnoberfläche wird an dieser Stelle porös und färbt sich mit der Zeit braungelblich ein. Bei mangelhafter Mundhygiene schreitet die Demineralisierung fort und es entstehen kleine Löcher – die Kariesbakterien können bis zur Zahnsubstanz vordringen und Zahnschmerzen auslösen.

Meist fällt Karies in diesem Stadium nur bei der Kontrolle beim Zahnarzt oder einer professionellen Zahnreinigung auf. Schon deshalb ist der regelmäßige Besuch beim Zahnarzt sinnvoll.

Sobald ein Loch entstanden ist, können Schmerzen auftreten, denn meist greifen die Karieserreger in diesem Stadium die Zahnnerven im Zahnmark (Pulpa) an. Wir merken das vor allem daran, dass unsere Zähne empfindlich auf heiße, kalte und süße Speisen oder Getränke reagieren. Spätestens dann ist es höchste Zeit, einen Zahnarzt aufzusuchen. Auch wenn sich Zähne dunkel verfärben, ist dies ein deutlicher Hinweis auf kariöse Veränderungen.

Bleibt die Karies weiterhin unbehandelt, setzen die Bakterien den Zerstörungsprozess fort; dieser Verlauf ist zunehmend von Zahnschmerzen begleitet. Ist die Zahnsubstanz durch die bakterielle Zersetzung zerstört, kann der Prozess auf den Kieferknochen übergreifen und dort schlimmstenfalls eine Entzündung oder einen Abszess hervorrufen, der große Schmerzen verursacht. Dann besteht die Gefahr, dass Krankheitserreger in den Blutkreislauf gelangen und sich über den gesamten Organismus und die Organe verteilen. Das Tückische ist dabei, dass die dort ausgelösten Entzündungen zunächst nicht mit einer Karies in Verbindung gebracht werden − das erschwert die Diagnostik und vor allem die Behandlung, denn die Ursache bleibt häufig unentdeckt.

Zahnerkrankungen wie Karies und Parodontitis verursachen nicht nur Zahnschmerzen – sie können sogar zu einer Gefahr für Herz und Gefäßsystem werden. Studien zeigen, dass aggressive Keime die Gefäßwände angreifen und dort Veränderungen hervorrufen können, die mit Schlaganfall und Herzinfarkt in Verbindung gebracht werden. Bestimmte Keime können sogar zu einer Entzündung des Herzmuskels (Myokarditis) führen.

Prophylaxe ist das A & O

Für die Entstehung von Zahnkaries sind in erster Linie nachlässige Mundhygiene und schlechte Ernährungsgewohnheiten verantwortlich. Als wichtigste Prophylaxe gelten sorgfältiges Zähneputzen und eine gute Mundhygiene sowie eine regelmäßige professionelle Zahnreinigung. Für die tägliche Mundhygiene sollten wir uns ausreichend Zeit nehmen – auch wenn es morgens oft schnell gehen muss. Ganz besonders wichtig ist die gründliche Zahnreinigung vor dem Schlafengehen, denn hier gilt es sicherzustellen, dass Speisereste und Zahnbelag, die sich während des Tages angesammelt haben, vollständig entfernt werden.

Karies - Prophylaxe

Zu einer adäquaten Zahnhygiene und Prophylaxe gehört nicht nur die Zahnbürste. Auch spezielle Bürstchen für die Zahnzwischenräume (Interdentalbürsten) und Zahnseide sind wichtige Werkzeuge im Kampf gegen Plaque und schädliche Bakterien. Nicht zuletzt stellt eine regelmäßig durchgeführte professionelle Zahnreinigung sicher, dass Zahnstein und Plaque – und damit auch Kariesbefall − keine Chance haben.

Bei Kindern gestaltet sich die Prophylaxe etwas schwieriger, weil die Kleinsten den Sinn des Zähneputzens oft nicht ausreichend verstehen. Hier kann ein Klassiker, die Geschichte von „Karius und Baktus“, die als Bakterienpaar die Zähne attackieren, erfolgreich zur gründlichen Zahnpflege animieren.

Auch eine ungesunde Ernährungsweise bringt ein erhöhtes Risiko für Zahnkaries mit sich. So ist es besser, so weit wie möglich auf zuckerhaltige Getränke zu verzichten. Besonders bei Kindern wirken sich solche Getränke schlecht auf die Zahngesundheit aus. Nehmen wir wenig Zucker und Süßigkeiten zu uns, so entziehen wir den Bakterien die Nahrungsquelle. Eine gesunde ausgewogene Ernährung kann viel zu unserer Zahngesundheit und ein Leben ohne Zahnschmerzen beitragen!

Frühzeitig erkannt ist eine Karieserkrankung gut zu behandeln – ganz ohne Bohren und ohne Zahnschmerzen. Wer turnusmäßig eine professionelle Zahnreinigung vom Zahnarzt durchführen lässt, ist immer auf der sicheren Seite. Häufig erkennt der Zahnarzt bei dieser Gelegenheit erste Anzeichen eines Kariesbefalls, der in diesem Stadium noch leicht zu bekämpfen ist.

Das Wichtigste in Kürze:

  • Karies entsteht durch verschiedene Bakterien, die sich am Zahn ansiedeln und dort Zucker in Säuren umwandeln, die den Zahnschmelz angreifen und schließlich Löcher im Zahn verursachen.
  • Die Karies-Bakterien siedeln bevorzugt in Zahnbelägen (Plaque bzw. Zahnstein), sofern diese nicht regelmäßig entfernt werden.
  • Plaque sind weiche Zahnbeläge, die durch Zähneputzen, Interdentalbürsten oder Zahnseide entfernt werden können. Nicht entfernte Plaque verhärten im Laufe der Zeit und werden zu Zahnstein, der nur durch eine professionelle Zahnreinigung entfernt werden kann.
  • Durch regelmäßige, systematische und gründliche Mundhygiene lässt sich ein Kariesbefall weitgehend verhindern.

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